Ring frei

Mentale Stärke & pure Körperkontrolle: Kickboxerin Veronica Kreidl zeigt eine starke Leistung.

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© Veronica Kreidl

Bereits seit ihrem dritten Lebensjahr ist Veronica Kreidl dem Kickboxen verfallen und hat sich seither zu einer wahren Größe in diesem Sport entwickelt. Mit zahlreichen Titeln und Qualifikationen für internationale Wettkämpfe hat sie sich einen Namen gemacht, der auch außerhalb des Rings Beachtung findet. Als echtes Energiebündel motiviert sie nicht nur ihre rund 141.000 Follower:innen auf Instagram, sondern unterstützt vor allem junge Frauen mit ihrem Coachingprogramm dabei, ihre Ziele im Bereich Kickboxen und Fitness zu erreichen.

Wie oft muss man trainieren, um das Kickboxen professionell ausüben zu können?

Veronica Kreidl: Für gewöhnlich findet das Kickboxtraining – je nachdem, ob ein Wettbewerb bevorsteht – drei bis vier Mal pro Woche statt. Momentan gehe ich jeden Tag ins Fitnessstudio, um trotz meiner Verletzung am Ball zu bleiben.

Was sind die größten Herausforderungen, die es als Kickboxerin zu bewältigen gilt?

Oft wird man schnell abgestempelt, und die Leute halten Abstand, sobald sie wissen, dass man diesen Sport ausübt. Zum Glück sind aber auch viele positive und bestärkende Rückmeldungen dabei. Kickboxen ist längst kein Männersport mehr, denn immerhin die Hälfte der Teilnehmer:innen unseres Vereins sind weiblich.

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Wie häufig finden Wettkämpfe statt?

Also wir teilen das Ganze eigentlich in zwei Wettkampfphasen ein. Einerseits gibt es im Herbst die Vorbereitungen für die EM bzw. WM, die sich jährlich immer abwechseln. Hinzu kommen kleinere Turniere, bei denen es mehr um den Spaß an der Sache als den Wettkampf selbst geht. Die zweite Wettkampfphase findet meist von Jänner bis Juni statt, bei denen die Möglichkeit besteht, sich wiederum für die Welt-/Europameisterschaften zu qualifizieren. Allgemein gilt: Frauen treten gegen Frauen an und Männer gegen Männer.

An wie vielen Wettkämpfen hast du bereits teilgenommen?

Insgesamt habe ich im Nationalteam schon acht Mal bei den Meisterschaften in Europa sowie weltweit teilgenommen. Bereits von klein auf habe ich den Jugendnationalteams zugesehen und bin mit der Zeit selbst hineingewachsen. Seit genau acht Jahren bin ich Teil des Nationalteams. Für mich wäre es vor allem interessant, wenn die Europa bzw. Weltmeisterschaften auch mal in Amerika stattfinden würden.

Welche Disziplinen gibt es beim Kickboxen?

Die drei großen Wettkampfformen beim Kickboxen sind Leichtkontakt,Vollkontakt und Semikontakt, auch Pointfighting genannt. Eine Schutzausrüstung ist in allen Kampfdisziplinen Pflicht. In diesem Sport gilt: Masse mal Geschwindigkeit ergibt Kraft. Daher trainieren wir beim Kickboxen vor allem die schnelle Ansteuerung unserer Muskeln – egal ob bei Probekämpfen vor anstehenden Turnieren oder beim Treten auf Schlagpolster. Das Training gestaltet sich sehr vielseitig.

© Veronica Kreidl

Das Einzige, was zwischen Erfolg und Niederlage entscheidet, ist der Kopf.

Veronica Kreidl

Auf Instagram und generell auf Social Media bist du sehr erfolgreich und aktiv. Wie hat das Ganze begonnen?

Aufgrund meines aktuellen Kreuzbandrisses und zwei gerissenen Bändern auf der anderen Seite muss ich bei Wettkämpfen momentan aussetzen. Dadurch hatte ich viel Zeit, um mir Gedanken zu machen und meine Ziele anzupassen. Das führte dann dazu, dass ich meinen Content seither mehr auf Fitness aufbaue und vor allem jungen Mädels zeigen möchte, dass man sowohl beim Kickboxen als auch im Sport ganz allgemein was erreichen kann. Ich möchte jungen Menschen zeigen, dass sie alles erreichen können, wenn sie nur wollen.

Welche Tipps hast du für all jene, die mit dem Kickboxen beginnen möchten?

In so ziemlich allen Kickboxvereinen werden Probetrainings geboten, wo jede:r Trainer:in froh über motivierte Damen ist, die sich für diesen Sport interessieren.

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Wie bereitest du dich mental auf einen Wettkampf vor?

Mentaltraining ist beim Kickboxen das A und O. Das Einzige, was zwischen Erfolg und Niederlage entscheidet, ist der Kopf. Daher ist es von Vorteil, wenn man während des Kampfs vorausschauend denkt und einen ruhigen Kopf bewahrt. Um mich auf bevorstehende Kämpfe vorzubereiten, lautet die Devise: Manifestieren durch Post-its. Darauf schreibe ich jeweils Sätze, die mich bestärken, und klebe die kleinen Zettelchen überall dorthin, wo ich sie unterbewusst immer wieder lese. Diese Methode funktioniert übrigens auch außerhalb des Sports, um andere Ziele zu erreichen.

Egal, welches Ziel man sich setzt, wenn man sich dessen bewusst wird, dranbleibt und bestenfalls gleich damit loslegt, kann man alles erreichen.

Veronica Kreidl

Wie hat das Kickboxen dich als Person geprägt?

Das Kickboxen hat mir enorm dabei geholfen, mein Selbstbewusstsein zu steigern und mehr Kontrolle über den eigenen Körper zu erlangen. Selbst, wenn ich heute damit aufhören würde – was ich niemals könnte –, werden mir diese Eigenschaften ein Leben lang erhalten bleiben.

Welche Ziele hast hast du dir außerhalb des Kickboxens gesetzt?

Erst vor Kurzem habe ich meinen YouTube-Kanal gestartet, wo ich regelmäßig Workout-Videos veröffentliche. Mein Ziel wäre es, auch dort viele Menschen zu erreichen und dazu zu motivieren, gemeinsam zu trainieren. Ich finde es wichtig, den Leuten die Möglichkeit zu bieten, auch von zu Hause aus Sport machen zu können.

Welche Projekte stehen bei dir demnächst an?

Erstmals hoffe ich, dass meine Verletzungen schnellstmöglich verheilen und ich sowohl bei den Hungarian Open als auch bei der WM/EM im Herbst mit dabei sein kann. Ansonsten setze ich gerade alles daran, mit regelmäßigen Workout-Videos auf YouTube durchzustarten.

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